Donnerstag, 29. Oktober 2009

Bildaufbau - bewusst, intuitiv oder Zufall?

"Derrière la gare Saint-Lazare", Paris, 1932, Copyright Henri CARTIER-BRESSON


Auf dem obigen Foto sieht man einen Mann, der gerade von einer Leiter über das Wasser springt. Der Moment der Anspannung (Wohin springt der Mann, wenn der den Bildrand verlässt? Was passiert, wenn er in die Pfütze springt?) ist exakt getroffen. Es gibt mehrere Wiederholungen im Foto: Der Mann spiegelt sich im Wasser genau so wie die Figur auf dem Plakat an der Wand im hinteren Bildbereich und beide haben auch noch die gleiche Körperhaltung. Die Ringe im Wasser wiederholen sich durch die Wellen, die durch den Sprung ausgelöst worden sind. Außerdem gibt es viele Hell-Dunkel-Kontraste, die sich gut ergänzen. Wie ist Cartier-Bresson dieses Foto gelungen? War es Zufall oder fotografisches Können?
Ein Zitat: "Der viel zitierte „entscheidende Moment“, der Cartier-Bresson häufiger und eindringlicher gelang als anderen Fotografen, ist in den seltensten Fällen nur ein zufälliger Schnappschuss. Bei Cartier-Bresson verbindet sich ein klares visuelles Konzept mit einem sehr persönlichen Blick. Er sucht das existentiell Menschliche und legt ebenso großen Wert auf einen klar strukturierten Bildaufbau – intuitiv und bewusst zugleich. Seine Aufnahmen der frühen 30er Jahre zählen bis heute zu den originellsten und einflussreichsten Werken der Fotografie-Geschichte."

Henry Cartier-Bresson ist ein Beispiel für einen Fotografen, der ausgeprägt "Streetfotografie" betrieben hat. Seine Bilder sind vielen von uns bekannt durch ihre Einzigartigkeit, und vor allem ihren Bildaufbau.

Ich stelle mir oft die Frage, wenn ich Fotos anderer Fotografen betrachte, wie ein bestimmter Bildaufbau zustande kommt. Hat der Fotograf genau diesen einen Moment abgewartet, um genau in der richtigen Sekunde abzudrücken und "den entscheidenden Moment" zu erwischen? Hat er das bewusst getan oder intuitiv - ohne zu überlegen - weil er eben vielleicht das fotografische Auge hat, die einzigartige Begabung? Oder könnte man im Nachhinein auch feststellen, dass eventuell dieses eine Foto nur zufüllig so entstanden ist? Hat der Fotograf vielleicht 10 Filme verschossen und das beste Foto genommen und veröffentlicht?

Bei vielen Fotos wird man wahrscheinlich niemals herausfinden können, wie es wirklich war. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem, aus Begabung, Erfahrung, Intuition, Beherrschung der Technik und ein wenig Zufall oder Glück.

Aber interessant ist die Fragestellung schon, oder?

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Antwort ist einfach: Es war reiner Zufall. HCB hat das bei diversen Gelegenheiten gesagt. Er schoss das Bild durche einen Zaun hindurch und sah den springenden Mann nicht mal.

Anonym hat gesagt…

Die Antwort ist einfach: Es war reiner Zufall. HCB hat das bei diversen Gelegenheiten gesagt. Er schoss das Bild durche einen Zaun hindurch und sah den springenden Mann nicht mal.

N. Wiegand hat gesagt…

Danke :-)