Mittwoch, 31. Dezember 2008

Buchrezension Nr. 3: "Der entscheidene Moment" von Joe McNally



"Der entscheidene Moment"
Ein Weltklasse-Fotograf packt aus

Autor: Joe McNally
1. Auflage, August 2008
244 Seiten
Softcover
Verlag: Addison-Wesley, München


Einleitung

Anfänglich habe ich mit mir gehadert, ob ich ich die knapp 40 Euro ausgeben soll, um mir dieses Werk zuzulegen. Nach Sichtung der Vorschau bei Amazon fand ich die Bilder nicht extrem berauschend und die Texte irgendwie zu kurz. Es klang eher wie eine Selbstdarstellung des Autors. Irgendetwas hat mich dann doch bewogen, zuzugreifen.

"The Moment it Clicks" lautet der Titel der originalen englischen Version. Die freie Übersetzung ins deutsche "Der entscheidene Moment" könnte eine Anspielung auf Cartier-Bressons 1952 aufgestellte Theorie der Fotografie des „entscheidenden Moments“ sein. Entweder man erwischt ihn - oder auch nicht! McNally hat jedenfalls viele entscheidende Momente festgehalten und zeigt einige davon in seinem Buch - und das sehr überzeugend!

Joe McNally ist ein international bekannter Fotograf, der seine Arbeiten schon in Sport Illustrated, Time und National Geographic veröffentlicht hat.


Inhalt

Im Vorwort bekommt man von keinem geringeren als Scott Kelby die Idee des Buches erklärt, dass "3-Säulen-Modell": Jeweils ein Foto (die erste Säule) ist in eine Doppelseite integiert mit einer kurzen Geschichte zur Entstehung (zweite Säule) und einem Tipp für den Leser (dritte Säule). Dieses Konzept funktioniert und gibt dem Buch das gewisse Etwas! Letztlich kann man sagen, dass es tatsächlich die Absicht dieses Buches ist, dem Leser Tipps für die Fotopraxis zu geben. Und viele dieser Tipps sind (zumindest für mich) sehr hilfreich!

Es geht los mit "Bringen Sie Ihre Kamera an ungewöhnlich Orte." Klingt irgendwie banal, ist aber natürlich von extremer Wichtigkeit. Wer will schon das eigene Wohnzimmer sehen? "Achten Sie auf die kleinen Motive" ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, da hierzu ein Bild der geschundenen, wunden Füße einer Balletttänzerin gehört - nicht schön, sondern eher hässlich, aber dafür erzählt es eine Geschichte über ein Leben voller Schmerzen, Sieg und Niederlage.

Viele Geschichten im Buch drehen sich um das Licht, das Arbeitswerkzeug des Fotografen. "Man muss das Licht schmecken. Und wenn man Licht so sieht, ist es wie Erdbeeren mit Sahne" und "Wenn etwas interessant aussehen soll, darf man es nicht komplett ausleuchten" sowie "Nehmen Sie den Blitz von der Kamera", sind nur einige Tipps, auf die man beim Lesen stolpert und die in die Tiefe gehend "beleuchtet" und immer mit einem Bild nahe gebracht werden. Es sind vor allem kleine Punkte, die man zwar weiß, aber manchmal noch nicht vollständig realisiert hat; nun beim Lesen aber plötzlich versteht.

Achtung: Es handelt sich um Tipps für die Praxis, für das tägliche Fotografenleben. Man wird keine Bildbearbeitung, keine Kamerabesprechung und kein Setup finden, wie McNally seine Blitze aufgestellt hat.

In diesem Buch setzt McNally seine Erfahrungen ein, um den fotografischen Blick zu schärfen und gibt dann detaillierte Anleitungen, eigene Bildideen umzusetzen. Seine atemberaubenden Illustrationen inspirieren und lehren dabei gleichzeitig.

Inhaltsverzeichnis

Das Buch ist in vier große Kapitel aufgeteilt auf die am Ende noch mehrere kurze folgen.

- Kapitel 1: Mit Leidenschaft fotografieren
- Kapitel 2: Immer in die Kamera schauen
- Kapitel 3: Die Logik des Lichts
- Kapitel 4: Irgendetwas reflektiert immer
- Joes Licht-Tipps
- Joes Kameratasche
- Joes Blitzlichtausrüstung
- An der Bar

Pluspunkte

Mir liegt ein tolles Buch vor, mit vielen, guten Fotos und ehrlichen, interessanten Geschichten. Wie oben schon erwähnt, gibt es einen ganzen Sack voll nützlicher Tipps und Tricks für das eigene Dasein als Fotograf. Das Buch ist geprägt von McNally Leben für die Fotografie, ein Leben hinter der Kamera. Es bringt uns Lesern das Fotografieren als Faszination näher und macht einfach Spaß!


Minuspunkte

Das Kapitel "Joes Licht-Tipps" enthält viele Tipps, die jedoch alle schon in irgendeiner Form vorher im Buch aufgetaucht sind, hier wiederholt sich Einiges. Zweitens erscheint mir der Preis etwas zu hoch gegriffen, ein paar Euro weniger hätten es m. E. auch getan.

Zusammenfassung

"Seien Sie nicht so ernst". Dies könnte Joe McNallys Lebensmotto sein, wenn man sein Leben und seine Arbeiten etwas verfolgt. Er ist immer lustig, gut gelaunt und für einen Spaß oder einen außergewöhnlichen Fotoauftrag zu haben. Diese Begeisterung für die Fotografie kommt in diesem Buch ohne Wenn und Aber rüber - in den Bildern, den Texten und zwischen den Zeilen. Nach anfänglichem Zögern bin ich heilfroh, dass ich dieses Buch gekauft habe. Ich hatte eine tolle Zeit damit, habe mich erfreut daran und vieles gelernt! Meine Vorbehalte haben sich in keinster Weise bestätigt! Eine absolute Empfehlung von meiner Seite!

Man darf sich auf sein nächstes Buch freuen: "The Hot Shoe Diaries: Creative Applications of Small Flashes", dass wohl Anfang 2009 im Februar erscheinen wird.


Zum dem Artikel passende Links:
Eine weitere lesenswerte Buchrezension: Kwerfeldein
Sehenswert: Joe McNally Blog

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